Parkweihnacht 2020
Heiligabend. Das öffentliche Leben ist bereits heruntergefahren. Heute bemühen wir uns in den Kirchen, den Sinn des Weihnachtsfestes zu erschließen und gleichzeitig der Verantwortung gerecht zu werden, als einzige gesellschaftliche Institution größere Veranstaltungen anbieten zu können. In unseren Gottesdiensten lesen wir Lukas 2,1-20. Für mich der biblische Text schlechthin, weil er so viel Geheimnisvolles und Offenbares in sich birgt und mit uns durch unser Leben wandert, uns mitnimmt und verändert von Jahr zu Jahr. Er ist der erste Text, den ich am Anfang meines Theologiestudiums aus der griechischen Ursprache ins Deutsche übersetzt habe. Mir ist dieser Text so richtig ans Herz gewachsen. Er hält keine Moralpredigt, sondern erzählt eine Geschichte. Die Frage nach dem Sinn dieser Geburt bewegt die Menschen, die in diesen Tagen unsere Gottesdienste aufsuchen. Was ist aber der Sinn der Geburt in Bethlehem? Jede Sekunde werden auf unserer Erde vier Kinder geboren. Warum berührt ausgerechnet die Geschichte der Geburt eines jüdischen Knaben im judäischen Land jedes Jahr so viele Menschen? Jedes Jahr ruft sie uns von Neuem zu, und vielleicht im Corona-Jahr bekommt sie nochmal einen neuen Klang: Fürchtet euch nicht. Siehe ich verkündige euch eine große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr, in der Stadt Davids. Ich möchte diesen Engelsworten mein Vertrauen schenken. Denn nichts weniger benötigen wir, um unser Leben auf die Reihe zu bekommen, als Vertrauen und Zuversicht. Die Geschichte von der Geburt Jesu hat die Menschheit 2000 Jahre ausgehalten. Sie ist nicht untergegangen. Weder während der Kriege, noch während der Pest. Sie wird auch in Pandemiezeiten weiter erzählt. Und sie wird auch heute wieder viele Menschen mit neuem Sinn erfüllen. Das traue ich der Geschichte zu.
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