Physiotherapie im Ravensburger Therapiezentrum radius, in dem ich seit kurzem Mitglied bin: Gleich die zweite Übung am Streckgerät bringt es ans Licht: Ich bin krumm. An der Wand gelingt es mir nicht meinen Körper in eine aufrechte Position zu bringen. Lange Fehlhaltung hat dazu geführt, dass mein Rückgrat deutlich nach vorne gebeugt ist. Das ist die schlechte Nachricht. Und die gute Nachricht: Da kann man etwas machen. Ich habe mir vorgenommen, daran zu arbeiten, durch fleißiges Üben meine Haltung zu verbessern. Denn ich möchte so gut es geht wieder gerade werden. Das Streckgerät ist meine Herausforderung. Dort ist noch viel Luft nach oben, wie meine Physiotherapeutin betont. So wie mir geht es vielen. Durch den modernen Lebensstil mit vornehmlich sitzender Tätigkeit sind wir Menschen nach vorne ausgerichtet. Die gesamte Muskulatur passt sich dieser Haltung an und führt zu einseitiger Belastung, die auf Dauer Schmerz und Verschleiß verursacht.
Mit Hilfe spezieller insgesamt acht Übungen an den Geräten des Flexx Rückgrat Konzepts lässt sich die Muskulatur strecken, die verklebten Faszien lösen und nach und nach muskuläre Dissonanzen abbauen. Eine flexible, lange Muskulatur schafft neue Beweglichkeit. Das ist das Ziel. Vor vielen Jahren habe ich das auch schon versucht und aufgegeben. Aber jetzt ist vieles anders. Vorbilder, die ich vor Augen habe, positive wie negative, bringen mich dazu, an mir zu arbeiten. Mir hilft dabei, die Übungen als meditative Aufgaben zu begreifen, während ich die 8-10 Atemzüge in gestreckter Haltung bei geschlossenen Augen durchziehe und mehrfach wiederhole. So spielen die körperliche und die geistige Beweglichkeit zusammen. Aufrechte Haltung ist gefragt. Und wer hätte es gesagt: mit dem Ziel einer aufrechten Haltung vor Augen wird meine schwierigste Übung zur Lieblingsübung.
Die Überschrift meines Blogs "Krummes Holz - aufrechter Gang" ist übrigens einem gleichnamigen Buch eines bekannten Theologen, Helmut Gollwitzer entnommen. Der entlehnte den Titel wiederum teilweise beim philosophischen Altmeister Immanuel Kant, der die Menschen "Krummes Holz" nannte. Gollwitzer ergänzte: "Aufrechter Gang - das ist Leben in Sinnesgewissheit" (Helmut Gollwitzer, Krummes Holz - aufrechter Gang, München 1976, S.8). Das "Mich aufrichten" verstehe ich in der Tat als eine Art Streben nach "Sinnesgewissheit".
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